Wie bereits vor zwei Jahren vereinte ein Orchesterprojekt renommierte Künstlerinnen und Künstler des Festivalensembles mit Profis und Laien aus Rottweil und Umgebung. Weit über Rottweil hinaus bekannt sind Namen wie Julia Guhl, Simon Strasser, Elias und Valentin Schneider, Janina Ruh oder Fritz Pahlmann. In der wunderschönen barocken Atmosphäre der Predigerkirche waren am Sonntagabend klassische, romantische und zeitgenössische Werke zu hören. Unser Fotograf Thomas Decker vom Team Ralf Graner Photodesign war dabei.
Bildergalerie
Alle Fotos: Thomas Decker, Team Ralf Graner Photodesign





























Der Abend begann mit dem bekannten Werk „Fratres“ des estnischen Komponisten Arvo Pärt (*1935). Diese dreistimmige Musik, geschrieben 1977, ohne feste Besetzung, zeigt exemplarisch seine Tintinnabuli-Technik, die seine Werke oft langsam und meditativ im Tempo machen. „Fratres“ wurde für zahlreiche Filme und Dokumentationen verwendet. Aufgeführt wird das Stück in einer Besetzung für Streichorchester und Schlagzeug.
Es folgten zwei Sätze aus Franz Schuberts 4. Sinfonie in c-Moll, entstanden 1816, als der Komponist gerade einmal 19 Jahre alt war. Schubert setzte mit der Komposition seinen Wunsch um, erstmals eine Sinfonie in einer Moll-Tonart zu schreiben, und betitelte sie selbst im Nachhinein als „Tragische“.
Anschließend kamen die Blasinstrumente zu ihrem Recht: Mozarts Serenade Es-Dur wurde geschrieben für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte. Sie entstand 1781 als kunstvoll gearbeitete Bläsermusik und enthält trotz ihres unterhaltsamen Charakters anspruchsvolle kontrapunktische und harmonische Passagen.
Das ganze Orchester war wieder vereint bei der Ouvertüre zu La Clemenza di Tito, jener Opera seria, die Mozart zur Krönung Kaiser Leopolds II. als König von Böhmen in Prag 1791 geschrieben hat – angeblich in nur 19 Tagen. Der Qualität der Oper, insbesondere der Ouvertüre, tat dies keinen Abbruch. Sie gehört zu den großartigsten späten Werken Mozarts.
Edward Elgar galt in England um die Jahrhundertwende 1900 als der große Erneuerer — beziehungsweise vor allem als neuer großer Nationalkomponist. Doch sollte man ihn nicht nur auf seine »Pomp and Circumstances Marches« reduzieren. 1892 und somit ein paar Jahre vor seinem echten Durchbruch komponierte er die Serenade für Streicher op. 20 in e-Moll. Darin entwickelt er feine Melodielinien — in der Regel verhalten, aber mit vielen spielerisch-heiteren Nuancen.
Zwei junge Preisträger aus der Städtischen Musikschule, Lina Götz an der Querflöte und Florentin Lorenz an der Gitarre, präsentierten im Anschluss Jacques Iberts (1890-1962) Duo „Entr´acte“. Der französische Komponist schrieb das quirlige Stück, eine launige Caprice, für die beiden Instrumente, die er besonders liebte.
Zum Abschluss war eine seltene und ungewöhnliche Besetzung zu hören: zwei Werke von Mendelssohn-Bartholdy wurden von Christoph Habicht bearbeitet für fünf Celli. Zunächst ist das Andante con moto aus der „Italienischen Sinfonie“ zu hören, die 1833 entstand und heute zu den beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerken des Komponisten zählt. Dann folgte das Notturno aus der Schauspielmusik zur Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ op. 6: ein lyrischer, ruhiger Satz, der die verträumte, magische Atmosphäre des Elfenreichs widerspiegelt und die geheimnisvolle Stimmung einer Sommernacht musikalisch einfängt.
Neben den bereits erwähnten bekannten und weniger bekannten Rottweilern traten auch die angereisten, international auftretenden Musikerinnen und Musiker des Festivalensembles an diesem Abend auf, beispielsweise Emma Yoon (Violine), Yuko Hara (Viola), Tanja Tetzlaff (Violoncello) und nicht zuletzt Intendant Florian Donderer.